HÜTTENFELD – Traditionell veranstaltet das Litauische Gymnasium zeitnah vor dem 3. Oktober im großen Saal des Schlosses Rennhof eine Feierstunde anlässlich des Tags der Deutschen Einheit. Neben vielen Hüttenfeldern war auch eine große Zahl von Gästen aus Diplomatie, Politik und Verwaltung anwesend. Die Gedenkfeier selbst begann unter der musikalischen Leitung von Marc Bugert mit Auftritten des Frauenchors und des gemischten Chors des MGV 1892 Hüttenfeld, der in diesem Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiert. Der Gesangverein nahm mit vier Chören an der Veranstaltung teil.
Rückblick auf die deutsche Geschichte.
Es folgte die Ansprache von Schulleiterin Janina Vaitkiene. Sie begrüßte die Gäste im bis auf den letzten Platz gefüllten Schlosssaal aufs Herzlichste, besonders die zahlreichen Ehrengäste. Die Veranstaltung wurde musikalisch fortgesetzt mit Chorgesang der Young Voices, dem Jugendchor des MGV, unter der Leitung von Ronald Ehret. Begleitet wurden die Chöre von Bruno Ehret am Flügel.
Das erste Grußwort sprach der wiedergewählte Direktkandidat im Wahlkreis Bergstraße Dr. Michael Meister. Er begrüßte, dass das Litauische Gymnasium den Tag der deutschen Einheit feiert, „ich finde besonders schön, dass dieser Tag in Rechtsstaatlichkeit und Demokratie gefeiert werden kann.“ Dies sei nicht selbstverständlich, denn es gebe in Europa in einigen Staaten Tendenzen, Demokratie zurückzufahren und zu unterdrücken. Auch in Deutschland sei es erschreckend, dass beispielsweise in Sachsen die AfD die Nummer Eins geworden ist und in den anderen neuen Bundesländern AfD und Linke nur von allen verbliebenen demokratischen Parteien gemeinsam überstimmt werden können.
Der Kreisbeigeordnete Volker Buser überbrachte die besten Grüße des Landrats des Kreises Bergstraße Christian Engelhardt sowie des Kreisausschusses. Er sagte, er komme besonders gerne ins Litauische Gymnasium, weil er sich an eine Veranstaltung im vergangenen Jahr erinnert, an das Konzert „Rennhof Jazz“. Im weiteren Verlauf seiner Rede zitierte der Kreisbeigeordnete den kürzlich verstorbenen Kanzler der Einheit Helmut Kohl: „Die Einheit Deutschlands ist untrennbar verbunden mit der Einheit Europas. Unser Land will mit seiner wiedergewonnenen nationalen Einheit dem Frieden in der Welt dienen und die Einheit Europas voranbringen, das ist der Auftrag des Grundgesetzes, der auch für das vereinte Deutschland gilt“.
Der anschließende Teil, der von der 11. Klasse gestaltet wurde, war ein geschichtlicher Rückblick über Deutschland vom Zusammenbruch 1945, über die Gründung der zwei deutschen Staaten 1949, den Aufstand des 17. Juni 1953, den Mauerbau ab den 13. August 1961 bis zum Fall der Mauer am 9. November 1989 und die Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990. Natürlich durfte Bertolt Brechts Gedicht „Die Lösung“ in diesem Zusammenhang nicht fehlen.
Aufgelockert wurde das akademische Programm von Auftritten der verschiedenen Instrumental- und Vokalformationen der Privatschule unter der Leitung von Musiklehrer Gintaras Rucys. Aus der langen Liste von hervorragenden Musiktalenten des Gymnasiums sind besonders die Solisten hervorzuheben: Emilija Semetaite, Julia Ulffers, Greta Januskaite, Gabriele Mileikaite, Jana Kunt, Kamile Maciuleviciute sowie ganz besonders die Violinistin Gabija Pickel. Mit einem sehr ernsten Appell um die Demokratie und gegen extremistische Parteien („… denn wenn sie erst an der Macht sind, dann bleiben sie.“) der 11. Klasse näherte sich die Feierstunde ihrem Ende. Mit einem Gesangsvortrag des Männerchors des MGV 1892 unter der Leitung von Willi Moos endete das Programm.
Nach der Gedenkfeier wurden alle Anwesenden im Foyer von der 12. Klasse mit Getränken und selbst gebackenem Kuchen bewirtet. Außerdem konnte die Ausstellung „Ich male Litauen“ im Schloss besichtigt werden.
Anthony Verselis,
Lampertheimer Zeitung,
30.10.2017