Hafenstadt trifft Hafenstadt – Treffen zwischen Klaipėda und Mannheim im Litauischen Gymnasium

Zum ersten Mal fand am Mittwoch, 2. Oktober, im Litauischen Gymnasium in Hüttenfeld ein Mitgliedertreffen des Fördervereins Städtepartnerschaften Mannheim statt. Aus der litauischen Partnerstadt Klaipėda, bis 1920 die nördlichste Stadt Deutschlands, war zu diesem Anlass der stellvertretende Bürgermeister Artūras Šulcas angereist. Auch der litauische Botschafter Deividas Matulionis nahm an dem Treffen teil.

Zum ersten Mal fand am Mittwoch, 2. Oktober, im Litauischen Gymnasium in Hüttenfeld ein Mitgliedertreffen des Fördervereins Städtepartnerschaften Mannheim statt. Aus der litauischen Partnerstadt Klaipėda, bis 1920 die nördlichste Stadt Deutschlands, war zu diesem Anlass der stellvertretende Bürgermeister Artūras Šulcas angereist. Auch der litauische Botschafter Deividas Matulionis nahm an dem Treffen teil.

Bernd Jörgen, Vorsitzender des Fördervereins, freute sich, dass die Gespräche über ein Treffen, die bereits Anfang des Jahres stattgefunden hatten, zu einem guten Ende geführt haben. „Es ist immer schön, wenn eine Stadt zusammenarbeitet und auch Gäste aus Klaipėda zusammenbringt“, sagte Jörgen. Klaipėda sei wie Mannheim eine Hafenstadt, „und diese beiden Hafenstädte wachsen heute Abend noch näher zusammen“.

Das Litauische Gymnasium in Hüttenfeld gibt es bereits seit 1950. „Durch diese Schule wird eine Brücke zwischen Deutschland und Litauen geschlagen“, so die Direktorin des Gymnasiums, Dr. Bronė Narkevičienė, die auch die Partnerschaft zwischen den beiden Städten hervorhob, da die Schule ein besonderer Ort und jedem Litauer wichtig sei. Auch der litauische Botschafter Deividas Matulionos betonte die Einzigartigkeit der Schule, die es so nur einmal in Westeuropa gebe. „Ich bin froh, mich in der Region aufhalten zu dürfen und fühle mich ihr besonders verbunden“, drückte er seine Freude über den Besuch aus.

Bereits 1915 entstand die erste Städtepartnerschaft zwischen Mannheim und Klaipėda, seit 2002 gibt es einen offiziellen Partnerschaftsvertrag zwischen den beiden Städten. Die litauischen Gäste, die sich schon einige Tage in der Region aufhielten, konnten laut Matulionis wichtige Erfahrungen untereinander austauschen und die Beziehungen festigen.

Auch der Mannheimer Stadtrat Raymond Fojkar betonte, dass beide Städte in den vergangenen Tagen viel voneinander gelernt hätten. Besonders den Vereinigungsprozess in Europa stellte er dabei in den Mittelpunkt. „Die Gewissheit, dass wir nicht mehr aufeinander schießen, sollte niemals selbstverständlich werden“, betonte Fojkar. Auch für Artūras Šulcas sind die Erinnerungen an die Zeit bis zum Fall des Eisernen Vorhangs nicht immer positiv. „Heute jedoch sollten wir nicht über die Vergangenheit, sondern über die Zukunft sprechen“, erklärte Šulcas sichtlich gerührt. Die Geschichtsforschung sei zwar wichtig, die Zukunft allerdings noch bedeutender. Als kleiner Gruß aus der litauischen Hafenstadt wurde Direktorin Narkevičienė ein Bild der Altstadt Klaipėda überreicht.

Um einen Einblick in die Stadtgeschichte zu geben, hielten im Anschluss Dr. Silva Pocytė, Direktorin des Instituts für Geschichte und Archäologie der Ostseeregion der Universität Klaipėda, sowie Dr. Arūnas Baublys, Leiter des Lehrstuhls für evangelische Theologie in Klaipėda und deutscher Honorarkonsul, ausführliche Vorträge.

Pocytė betonte, dass es zwar seit Mitte der 1970er Jahre in Klaipeda Geschichtsvorlesungen gab, die allerdings durch die sowjetische Regierung in Litauen stark ideologisch geprägt gewesen seien. „Die Forschung im Bereich der deutschen Geschichte war immer in ein Korsett gepresst“, so Silva Pocytė. Besonders die Zeit vor 1917, dem Jahr, in dem der russische Zar gestürzt wurde, sei einseitig dargestellt worden. Erst ab 1988, also drei Jahre vor der Zerschlagung der UdSSR, sei die Geschichte Litauens nach und nach unvoreingenommener beleuchtet worden. Zwei Jahre später entstanden dann wieder vermehrt Kontakte zu deutschen Forschern. „Seit der Gründung der Universität Klaipėda 1991 wird besonders das gegenseitige Verständnis der verschiedenen Völker beleuchtet“, erklärte Pocytė.

Alle Anwesenden betonten, auch weiterhin zusammenarbeiten zu wollen und die vorhandenen Beziehungen weiter zu vertiefen.

Bevor der Abend bei einem kleinen Imbiss ausklang, traten Schüler des Gymnasiums mit verschiedenen Tanz- und Vokalgruppen auf und unterhielten die Gäste aus Mannheim und Klaipeda unter der Leitung von Audronė Ručienė und Gintaras Ručys zur Feier des Tages in litauischer Tracht. Passend zum Tag der Deutschen Einheit durfte natürlich auch die Europahymne, gesungen auf Litauisch und Deutsch, nicht fehlen.

Lampertheimer Zeitung
05.10.2013
Elfi Hofmann