Am Samstag, den 28.02.2015, feierten die Litauer aus Hüttenfeld, Lampertheim und aus der ganzen Bundesrepublik Deutschland ihren Unabhängigkeitstag. Nachdem die Litauische Gemeinschaft von Hüttenfeld und das Litauische Gymnasium des Nationalfeiertags am 16. Februar im kleinen Rahmen gedacht hatte, stand der gesamte Samstag im Zeichen des Nationalfeiertags. Nach einem akademischen Teil unter Beteiligung von viel Prominenz aus Politik und Geistlichkeit sowie der Eröffnung einer Kunstausstellung besuchten die nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus Litauen selbst angereisten Gäste einen Gottesdienst und feierten letztendlich bis in den frühen Sonntagmorgen im Bürgerhaus.
Am Samstag, den 28.02.2015, feierten die Litauer aus Hüttenfeld, Lampertheim und aus der ganzen Bundesrepublik Deutschland ihren Unabhängigkeitstag. Nachdem die Litauische Gemeinschaft von Hüttenfeld und das Litauische Gymnasium des Nationalfeiertags am 16. Februar im kleinen Rahmen gedacht hatte, stand der gesamte Samstag im Zeichen des Nationalfeiertags. Nach einem akademischen Teil unter Beteiligung von viel Prominenz aus Politik und Geistlichkeit sowie der Eröffnung einer Kunstausstellung besuchten die nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus Litauen selbst angereisten Gäste einen Gottesdienst und feierten letztendlich bis in den frühen Sonntagmorgen im Bürgerhaus.
Am 16. Februar 1918 hat Litauen nach 123-jähriger russischer Besatzung seine Unabhängigkeit erklärt. Leider währte diese nur 22 Jahre, bis der große Bruder im Osten den kleinen baltischen Staat, diesmal unter dem Mantel der Sowjetunion, wieder okkupierte. Erst am 11. März 1991 wurde Litauen wieder unabhängig. Doch die Ereignisse in der Krim und in der Ostukraine bereiten auch heute den Litauern große Sorgen.
Am Nachmittag fand im Festsaal des Schlosses Rennhof der akademische Teil der Feierlichkeiten statt. Dieser bestand aus zwei Festreden, einigen kurzen Grußworten, Ehrungen, musikalischen Einlagen der Schüler des Litauischen Gymnasiums sowie der Vergabe des Stipendiums des 16. Februar.
Nach der litauischen Nationalhymne und dem Deutschlandlied begrüßte der Vorsitzende der Litauischen Gemeinschaft in Deutschland, Anton Schugschdinis, in seiner Eröffnungsansprache neben den Festrednern des Nachmittags Botschafter Deividas Matulionis und Michael von Stetten sowie viele andere Ehrengäste, ganz besonders die Vertreter der Geistlichkeit Bischof Rimantas Norvilas, Pfarrer Peter Hammerich sowie die anderen Geistlichen (Dr. Virginijus Grigutis und Pfarrer Valdas Jelis). Die Schulleiterin des Litauischen Gymnasiums, Janina Vaitkiene, begann ihr Grußwort mit dem Zitat des litauischen Dichters, Musikers, Publizisten und Schöpfers der litauischen Nationalhymne Vincas Kudirka „Das Leben ist keinen Heller wert, wenn es keinen Mut und Freude schert“. Dann erinnerte sie an das 65-jährige Jubiläum des Gymnasiums. Es wurde im Jahr 1950 in Diepholz (Niedersachsen) von der Litauischen Gemeinschaft als Internatsschule gegründet. Am 16. Februar 1951 erhielt es den Namen „Litauisches Gymnasium des 16. Februar“, und seit Januar 1954 ist es in Hüttenfeld beheimatet. „Als es 1950 gegründet wurde, hofften die litauischen Flüchtlinge auf eine baldige Wiederkehr in die Heimat,“ sagte die Schulleiterin. „Jetzt, nach 65 Jahren, hat diese Schule wichtige Aufgaben zu bewältigen. Es ist eine Begegnungsstätte zwischen litauischen und deutschen Schülern im christlichen europäischen Geiste.“
Da der geplante Festredner Professor Vytautas Landsbergis am Vortag in den Vereinigten Staaten eine Herzattacke erlitten hatte, waren Botschafter Deividas Matulionis und Michael von Stetten bereit, für den Architekten der Unabhängigkeit Litauens und heutigen Europaabgeordneten kurzfristig einzuspringen.
Deividas Matulionis begann seine Rede unkonventionell mit einer Schweigeminute für den in Moskau ermordeten Putingegner Boris Nemzow, einen ausgesprochenen Freund Litauens. Die Rede des Botschafters war eine politische Rede mit Bezug auf den 11. März 1991 und die heutigen Ereignisse in der Ukraine. Matulionis betonte, dass Russland immer noch auf die drei kleinen baltischen Staaten schiele und sie sich wieder aneignen möchte. Aber heute, sagte der Botschafter, hat Litauen durch die EU- und NATO-Mitgliedschaft gute und starke Freunde, vorneweg Deutschland.
Der zweite Festredner Professor Freiherr Wolfgang von Stetten, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und derzeitiger Honorarkonsul Litauens, gab in seiner Rede einen historischen Abriss der Geschichte Litauens, beginnend mit der ersten Staatsgründung 1253 bis zur russischen Besetzung 1795, den Ereignissen 1917/18, 1940 und letztendlich der erneuten Unabhängigkeit 1991. Er erinnerte daran, dass im Mittelalter Litauen von der Ostsee bis zur Krim reichte und einer der größten Staaten Europas war. Mit seiner ersten Reise nach Litauen und seiner persönlichen Bekanntschaft mit dem charismatischen Vytautas Landsbergis endete die historische Zeitreise des Redners in der Gegenwart. Mit den litauisch gesprochenen Worten „Dieve, laimink Lietuva!“ („Gott segne Litauen!“) beendete von Stetten seine Rede. Dafür erntete er von den überwiegend litauischen Zuhörern minutenlangen Applaus.
Anschließend folgten kurze Grußworte des Abgeordneten im Litauischen Seimas (Parlament) Eduardas Sablinskas, des Europaabgeordneten Michael Gahler, der Bundestagsabgeordneten Michael Meister und Christine Lambrecht, von Bürgermeister Gottfried Störmer und des Kreisbeigeordneten Heinz Klee.
Nach den Grußworten ehrte die Vertreterin des Außenministeriums Ginte Damusis mit einer Urkunde des Außenministers Linas Linkevicius die Choreografin und Tanzlehrerin Audrone Ruciene und ihren Gatten Gintaras Rucys, den Musiklehrer des Litauischen Gymnasiums. Sie sagte, sie hebe in der ganzen Welt, wo sie litauische Gemeinschaften besucht, immer wieder das Litauische Gymnasium als löbliches Beispiel hervor, wie das Litauertum im Ausland praktiziert und erhalten werden soll. Auch die Mitarbeiterin des Bildungs- und Kultusministeriums Elvyra Buziene ehrte verdiente Mitarbeiter des Litauischen Gymnasiums. Die Sekretärin Anna Schugschdinis, die stellvertretende Schulleiterin Irena Sattler, die Oberstufenleiterin Dr. Gabriele Hoffmann sowie die Lehrerinnen Irmela Krauter-Werner und Jurate Batura Lemke erhielten Dankesurkunden, unterzeichnet von Minister Dainius Pavalkis. Außerdem ehrte Buziene neun Schüler, die am Nationalen Diktat teilgenommen hatten.
Am Schluss des akademischen Teils wurde das Stipendium des 16. Februar, welches von Jurate Caspersen, der Vorsitzenden der Litauischen Gemeinschaft in der Schweiz, gestiftet worden und an einen Schüler überreicht werden soll, welcher nicht nur sehr gute Lernerfolge erzielt, sondern auch ehrenamtliche Arbeit leistet und aus der Masse der Schüler auf besondere Weise herausragt, verliehen. Preisträger dieses Jahres wurde Niko Sosic, ein Schüler, der in den Printmedien aktiv und in vielen anderen Funktionen bereit ist, Verantwortung zu übernehmen.
Nach dem akademischen Teil wurden die Feierlichkeiten im Foyer des Schlosses Rennhof mit der Eröffnung einer Kunstausstellung fortgesetzt. Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von einem Schülerensemble des Litauischen Gymnasiums (Diana Pociute – Gitarre, Tabea Schäfer – Cello, David Werle – Querflöte und Raganaite Conrad – Gesang) unter der Leitung von Gintaras Rucys. Die Vorsitzende der Ortsgruppe Hüttenfeld Irena Timpf stellte in ihrer Laudatio in deutscher Sprache die Künstlerin Dana Baroniene vor. Sie sagte, dass die Malerin in Frankfurt lebt und wirkt. Bedauernswerterweise sei es ihr nicht möglich, an dieser Ausstellungseröffnung teilzunehmen. Nach der Laudatio wurde dem Botschafter Deividas Matulionis ein Werk der Künstlerin als Geschenk überreicht.
Die Feierlichkeiten wurden, wie es bei Litauern Tradition ist, mit dem Lobpreis Gottes fortgesetzt. In der überfüllten Herz-Jesu-Kirche versammelten sich die litauischen Christen zu einem festlichen Pontifikalamt. Mit dem Bischof von Panevezys, Rimantas Norvila, konzelebrierte der Hüttenfelder Geistliche Dr. Virginijus Grigutis. Musikalisch umrahmt wurde das Pontifikalamt von einem litauischen gemischten Chor aus Stuttgart unter der Leitung von Juozas Vasiliauskas und der Solistin Gitana Mileikaite, die auch als Organistin fungierte. Vor Beginn des Gottesdienstes sprach der Vorsitzende des Kuratoriums Valdas Jelis aus Hagen ein Grußwort.
Anthony Verselis
Lampertheimer Zeitung
01.03.2015