Hinter die Kulissen schauen – Besuch in der Litauischen Botschaft

Mehr Frauen in hohen Funktionen – das fordern Politiker seit langem. Richtig getan hat sich allerdings wenig in den letzten Jahren, sieht man mal von Angela Merkel und einigen Ministerinnen ab. Auch im diplomatischen Dienst finden sich immer noch viel mehr Männer als Frauen. Davon konnten sich am 29. Mai 2015 sieben Schülerinnen des Litauischen Gymnasiums selbst überzeugen. „Wir haben eigentlich fast nur Männer gesehen. Die Frauen sind dort Sekretärinnen“, erzählt Julia.

Mehr Frauen in hohen Funktionen – das fordern Politiker seit langem. Richtig getan hat sich allerdings wenig in den letzten Jahren, sieht man mal von Angela Merkel und einigen Ministerinnen ab. Auch im diplomatischen Dienst finden sich immer noch viel mehr Männer als Frauen. Davon konnten sich am 29. Mai 2015 sieben Schülerinnen des Litauischen Gymnasiums selbst überzeugen. „Wir haben eigentlich fast nur Männer gesehen. Die Frauen sind dort Sekretärinnen“, erzählt Julia.

Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Irena Sattler besuchten die Mädchen die litauische Botschaft. Eigentlich war der Tagesausflug im Rahmen des „Girls‘ Days“ im April geplant, durch den Lokführerstreik musste die Fahrt allerdings verschoben werden. Gelohnt hat es sich aber trotzdem, da sind sich alle Schülerinnen einig. Mit dem Bus ging es am Vorabend los, nach einem Frühstück in der Hauptstadt stand dann die Botschaft in der Nähe der Charité auf dem Programm. Dort wurden die Schülerinnen von Audrius Paura begrüßt. Der Referent vertrat den litauischen Botschafter und stellte die Leiter der vier Abteilungen im Haus vor, aus denen sich die Siebt- bis Neuntklässlerinnen jeweils eine aussuchen durften, in der sie bis zur Mittagspause arbeiten wollten.

Besonders aufregend war die Aufgabe von Vaiva, die sich für die Konsularabteilung entschieden hatte und dort die Hochzeitspapiere einer Mitarbeiterin nach Litauen faxte. Zu der kurz darauf stattfindenden Hochzeit auf dem Botschaftsgelände wurden dann kurzerhand alle Mädchen eingeladen.

Amelie hatte sich für die Politik entschieden und recherchierte über die litauischen „Bücherträger“, die verbotene Literatur aus Preußen in den baltischen Staat schmuggelten. „Ich hatte einen PC, um Infos zu sammeln, und die Hilfe einer Mitarbeiterin“, erzählt sie.

Julia bereitete im Bereich Kanzlei eine Stadtrundfahrt für Gäste der Botschaft vor, die sie bei der anschließenden Fahrt durch Berlin zum Besten gab.

Nach der Arbeit am Vormittag und leckerer Pizza am Mittag, stand am Nachmittag der Kulturteil auf dem Programm. Mit einem VW-Bus wurden die Mädchen durch Berlin gefahren und erhielten auch eine Führung durch den Reichstag inklusive des Plenarsaals. Am späten Abend – und nach einem ausgiebigen Shoppingtrip – ging es dann zurück nach Hüttenfeld.

Organisiert wurde die Veranstaltung von Bernhard Conrad. Bei einem Besuch des litauischen Botschafters im Gymnasium kam die Idee auf, für einige Schülerinnen so einen Tag zu gestalten. Nach der Premiere im vergangenen Jahr fand der Tag jetzt bereits zum zweiten Mal statt und soll auf jeden Fall eine Tradition werden, wie Irene Sattler betont. Für die Schülerinnen ist solch ein Schnuppertag eine gute Gelegenheit, hinter die Kulissen des diplomatischen Diensts zu schauen, was in vielen anderen Botschaften viel schwerer ist. „Die litauische Botschaft ist die einzige, die so etwas anbietet“, berichtet Conrad.

Einen Eindruck, wie groß das Ungleichgewicht in den „wichtigen“ Positionen noch immer ist, haben die Schülerinnen auf jeden Fall bekommen. Und sie wollen das ändern, da sind sich alle durch die Bank weg einig. Vielleicht sitzt eine von ihnen in ein paar Jahren an der Stelle des heutigen Botschafters in Berlin – wer weiß…

Elfi Hofmann
Lampertheimer Zeitung
09.06.2015


Die Durchführung des Girls’ Day 2015 in der Litauischen Botschaft in Berlin war für die Teilnehmerinnen und Organisatoren in diesem Jahr mit besonderen Schwierigkeiten verbunden: Die Zugtickets waren bereits gebucht, der Shuttlebus stand quasi schon zur Abfahrt bereit, da mussten man feststellen, dass die Reise durch den Streik bei der Bahn nicht durchführbar sein würde.

Die Reise wurde also storniert, wofür die Organisatoren bezüglich der Kulanzregelungen der Bahn ein großes Lob aussprechen müssen, und ein neuer Termin gesucht. Man einigte sich auf den 29. Mai. 2015, die Fahrt musste jetzt allerdings zu einer reinen Schulfahrt umdeklariert werden, da der offizielle Girls’ Day schon vorbei war.

Diesmal entschied man sich für einen Fernlinienbus, der die sieben litauischen und deutschen Schülerinnen der Klassen 7 bis 9 zusammen mit Frau Sattler von Mannheim nach Berlin bringen sollte. Die Fahrt begann kurz nach Mitternacht, am frühen Morgen des 29. Mai erreichte die Gruppe Berlin, wo sie nach einem kurzen Frühstück zur Botschaft gebracht wurde.

Nach der anstrengenden Fahrt galt es für die Teenagerinnen, sich erst einmal frisch zu machen, danach erfolgte die offizielle Begrüßung durch den Gesandten Botschaftsrat Herrn Ramūnas Misiliulis. Nachdem die Schülerinnen, von denen einige bereits zum zweiten Mal die Botschaft besuchten, die Botschaft im Allgemeinen vorgestellt bekommen hatten, wurden sie auf die verschiedenen Referate verteilt, um praktische Erfahrungen in den Aufgaben einer Botschaft zu sammeln. So musste eine Schülerin ein Stadtrundfahrt für Gäste der Botschaft vorbereiten, andere recherchierten wichtige historische Hintergrundinformationen, und eine Schülerin durfte an der Ausführung einer Hochzeit, die durch die Botschaft ausgeführt wurde, mitwirken. Nachdem die Schülerinnen in den Vormittagsstunden neue Erfahrungen gesammelt hatten, folgte ein opulentes Pizzamenü in den Räumen der Botschaft, bevor man sich mit dem Botschaftsbus auf eine Stadtrundfahrt begab, die u.a. den Besuch des Reichstages (mit Führung) sowie des Holocaust Mahnmals beinhaltete. Ein abschließender Einkaufsbummel auf dem Kurfürstendamm und im KaDeWe rundete das Programm vor der Heimfahrt am späten Abend ab.

Nach einer langen Fahrt erreichte die Gruppe am frühen Samstagmorgen das Litauische Gymnasium, wo sie von den Eltern in Empfang genommen wurde. Ein Pressetermin einige Tage später rundete diese außergewöhnliche Reise der Schülerinnen ab.

An dieser Stelle möchten die Schülerinnen, ihre Eltern, welche die Fahrtkosten komplett vorgelegt hatten, sowie das Litauische Gymnasium ganz herzlich den Organisatoren Audrius Paura, Referent der Botschaft, Bernhard Conrad vom Förderverein des Litauischen Gymnasiums sowie der stellvertretende Direktorin des Litauischen Gymnasiums, Frau Sattler, für die Mühen bei der Durchführung der Veranstaltung danken.

Ein ganz besonderer Dank gilt aber auch den diesjährigen Sponsoren, ohne die diese Reise nicht möglich gewesen wäre:

  • Litauisches Gymnasium (Shuttlebus)
  • Botschaft der Republik Litauen (Durchführung, Stadtrundfahrt und Mittagessen)
  • Litauische Gemeinde Hüttenfeld (100,- €),
  • Förderverein des Litauischen Gymnasiums (150,- €)

© Bernhard Conrad, 2015

Links zu weiteren Artikeln:
Lampertheimer Zeitung vom 09.06.2015:
http://www.lampertheimer-zeitung.de/lokales/lampertheim/hinter-die-kulissen- schauen_15505742.htm
Botschaft der Republik Litauen vom 06.02.2015:
https://de.mfa.lt/de/de/news/girls-day-in-der-litauischen-botschaft-sieben-schulerinnen- schnuppern-in-die-welt-des-diplomatischen-dienstes