Abiturfeier – Was ist hinter der Tür?

Ein Roter Teppich, verstreute Rosenblätter und festliche Musik – die zwölfte Klasse des Litauischen Gymnasiums feierte am Freitagnachmittag auf dem Schulgelände das Erlangen der Hochschulreife. 22 Schüler erwarben durch ihre Leistungen in den vergangenen Jahren das Abitur und hatten sich in Schale geworfen für diesen einmaligen Tag, der sie offiziell in die Erwachsenenwelt entlassen sollte.

Ein Roter Teppich, verstreute Rosenblätter und festliche Musik – die zwölfte Klasse des Litauischen Gymnasiums feierte am Freitagnachmittag auf dem Schulgelände das Erlangen der Hochschulreife. 22 Schüler erwarben durch ihre Leistungen in den vergangenen Jahren das Abitur und hatten sich in Schale geworfen für diesen einmaligen Tag, der sie offiziell in die Erwachsenenwelt entlassen sollte.

Doch bevor es die Zeugnisse gab, hatten die Organisatoren noch zahlreiche Reden vorangestellt. Den Anfang machte die neue Schulleiterin Janina Vaitkiene, die zum ersten Mal in Hüttenfeld eine Abiturklasse entließ und betonte, wie aufregend die Prüfungszeit auch für sie gewesen sei: „Ich war bestimmt manchmal nervöser als Ihr.“ Doch nicht nur den Schülern gratulierte sie, auch die Eltern wurden bedacht, denn sie waren es, die ihren Kindern immer zur Seite standen. „Sie können stolz darauf sein, dass sie ihren Reife- und Bildungsprozess abgeschlossen haben“, so Vaitkiene. Und wie es sich für eine Abiturfeier gehört, gab die Schulleiterin auch viele gute Ratschläge mit auf den Weg. So sollen die Schüler immer daran denken, ihren Horizont zu erweitern, aber auch vorsichtig sein in ihrer Berufs- oder Studienwahl. „Nehmen Sie Ihr Glück in die Hand, erobern Sie die Welt und bleiben Sie mit den Füßen auf der Erde“, erklärte sie zum Abschluss.

Für Anton Schugschdinis ist der diesjährige Jahrgang ein ganz besonderer, schließlich wird das Gymnasium 65 Jahre alt – ein Jubiläumsjahrgang also. „Das Abiturzeugnis ist ein Türöffner für Studium oder Ausbildung. Aber was ist hinter der Tür?“, fragte der Vorsitzende der litauischen Gemeinschaft nicht nur die Abiturienten. Der Ernst des Lebens beginne vielleicht erst jetzt und nicht, wie viele immer sagen, mit der Einschulung, an die wohl auch die jetzigen Absolventen oft zurückdenken, denn damals waren sie plötzlich die Großen und keine Kindergartenkinder mehr.

Auch die stellvertretende Schulelternsprecherin Judith Hörl kam zu Wort. Und obwohl sie ihre Rede zu Hause vergessen hatte, vergaß sie im Umkehrschluss nicht die zwei Schülerinnen, die sich in den Augen der Elternvertretung im sozialen Bereich besonders hervorgetan haben, für ihre Arbeit auszuzeichnen. „Ihr habt nicht nur die deutsch-litauische Freundschaft angetrieben, sondern wart auch immer für die Kleinen da“, so Hörl an Ximena Lenz und Till Walter gewandt.

Besonders hervor stach allerdings die Ansprache der zwei Klassenlehrerinnen der zwölften Jahrgangsstufe. Irmela Krauter-Werner und Marija Schäfer erinnerten an die lebhaften Schüler und ihre legendäre Energie. Dieser Ruf sei ihnen schon vorausgeeilt, als sie sie in der Oberstufe übernahm, so Krauter-Werner. Über die Tische und Nationalitäten hinweg seien sie gestiegen, oft habe sie die Fenster schließen müssen, damit niemand anders von dem Geräuschpegel gestört wurde. Auch auf die Italienfahrt und den dort gesperrten Strand kam sie zu sprechen. „Ich vermutete ja Gift“, gab sie zu Protokoll und erntete damit wiederholt Lacher, besonders von ihren ehemaligen Schülern, die sich mit Sicherheit noch in vielen Jahren an die Schulzeit zurückerinnern werden.

„Ihr seid zusammengewachsen“, betonten auch Cornelia Lenz und Cornelia Linke vom Klassenelternbeirat in ihrer Rede. Dass eine neue Zeitrechnung beginnt, unterstrichen die beiden mit einem Grundschulranzen, den sie mitbrachten. Der Inhalt, ein Strandtuch, wird den Abiturienten vielleicht im Koffer noch gefehlt haben, denn in ein paar Tagen fährt der Jahrgang privat und ohne schulischen Zwang nach Griechenland. Von dort kommt auch Dimitrios Kostopoulos, der die Stufe in Physik und Mathematik unterrichtete und offensichtlich eine ganz besonders enge Bindung zu den Schülern hatte. Anders lässt sich seine Rede, die rührend war, obwohl er das wohl kaum beabsichtigt hatte, nicht erklären.

Nach musikalischen Einlagen und der Verabschiedung der Mitglieder des litauisch-katholischen Jugendbundes gab es dann endlich die Hochschulzeugnisse.

Elfi Hofmann
Lampertheimer Zeitung
27.06.2015