Samstagsschulen sind unsere Zukunft


SPRACHUNTERRICHT Litauisch-Seminar für Teilnehmer aus Luxemburg und ganz Deutschland

HÜTTENFELD – (mpr). Ähnlich wie bei Scrabble puzzeln die Teilnehmerinnen die Wortstückchen aneinander, bis sich ein litauischer Satz ergibt, für den man im Deutschen zwei Sätze benötigt. „Du kannst die Sprache nicht beibringen. Du kannst nur die Bedingungen schaffen, wie sie beigebracht werden kann“, übersetzt Gilma Plukiene. Die Referentin und Lektorin des Goethe-Instituts ist für gewöhnlich als Deutsch-Lehrerin in Vieksniai im Norden Litauens tätig. Am Wochenende aber gibt sie Lehrerinnen aus Luxemburg, Stuttgart, Düsseldorf oder München Anschauungsunterricht im Internatssaal des Litauischen Gymnasiums. „Aktive Lernmethoden“ lautet das Thema. Das Ziel: Kindern die litauische Sprache auf spielerische Art zu vermitteln.

Förderung von zweisprachigem Aufwachsen

„Viele Migranten leben heute in gemischten Familien. Der Vater ist zum Beispiel Deutscher, aber die Mutter aus Litauen. Doch das Kind sollte möglichst beide Wurzeln kennenlernen“, erklärt Schulleiterin Janina Vaitkiene. Um Kinder mit litauischem Migrationshintergrund sprachlich und kulturell zu fördern, gibt es deshalb die sogenannten Samstagsschulen. „Weltweit sind es zirka 200, vor allem für Migranten in den USA. Aber auch in deutschen Großstädten gibt es viele“, betont die Direktorin. In Hüttenfeld wird rund 20 Kindern zweimal im Monat regelmäßig an zwei Samstagen im Monat ein Extrakurs angeboten. „Auch die Eltern kommen manchmal mit“, weiß Vaitkiene, schließlich können die Kursteilnehmer zwischen zwei und elf Jahre alt sein. Wichtig sei ein angenehmer Rahmen mit klaren Wiedererkennungsmustern, zum Beispiel durch Rituale. Morgens ein Lied singen oder Tänze einstudieren, bei welchem die Kinder beim Klatschen oder auf die Schulter klopfen gleich die Begriffe für die dazugehörigen Körperregionen mitlernen. „Eine Sprache lernt man zu zehn Prozent durchs Vorlesen, zu 50 Prozent durch Hören und Sehen. Aber zu 90 Prozent durch aktives Sprechen“, macht sie deutlich.

Und nicht nur litauische Kinder profitieren von ihrer Methodik. Gemeinsam mit dem deutschen Jazzpianisten Alexander Blume entwickelte Plukiene das Unterrichtsbuch „Ferdinand – Deutsch als Fremdsprache“. Dort wird ein Schaf dank der Freunde Klaus und Klara mit der deutschen Sprache vertraut. „Es wird nicht nur von Migrationskindern hier in Deutschland gelesen, sondern auch von Kindern mit deutschen Migrationshintergrund im Ausland.“

  • ABITUR-FACH

    Deutschlandweit bietet einzig das Hüttenfelder Gymnasium Litauisch als Abitur-Fach an. Daher ist es für die Schule von hoher Bedeutung, dass auch immer wieder Kinder mit litauischen Wurzeln nachkommen. „Die Schüler aus den Samstagsschulen sind sozusagen unsere Zukunft“, betont Schulleiterin Janina Vaitkiene. Auch Feriencamps für Sprachschüler werden im Sommer regelmäßig angeboten. (mpr)

    Lampertheimer Zeitung


Lituanistinio ugdymo seminaras, 2017 (Foto: A.D'Elia)
Lituanistinio ugdymo seminaras, 2017 (Foto: A.D’Elia)