Am Mittwoch, dem 8. August, gleich in der ersten Schulwoche, erlebten die Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse einen Geschichtsunterricht der ganz besonderen Art (Organisation: Monika Bischoff, Dr. Gabriele Hoffmann).
Die Aufarbeitung der DDR-Geschichte und die Begleitung des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Transformationsprozesses bleibt auch mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem Mauerfall und der Deutschen Einheit sehr wichtig – nicht zuletzt deshalb, weil die Erinnerungen, die wir heute teilen, eng mit der eigenen Identität verknüpft sind und unsere Vorstellungen über die Zukunft prägen. Die Deutsche Gesellschaft e. V. möchte mit dem Projekt „Erinnerung ist Zukunft“ Jugendliche und Erwachsene zur Reflektion über die Frage anregen, welche Bedeutung die DDR, ihr Ende, die Personen in ihrem unmittelbaren Umfeld, haben. Deshalb organisiert die Gesellschaft Workshops und auch Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, um vor allem jungen Menschen Geschichte auf einer emotionalen Ebene näherzubringen.
Die Referentin der Deutschen Gesellschaft e.V., Anett Laue, führte mit den Workshops „Das andere Deutschland? – Leben und Alltag in der DDR“ und „Vom Zettelfalten zur freien Wahl“ in die Thematik ein. Für das anschließende Zeitzeugengespräch stand den Schüler*innen Steffen Gresch zur Verfügung, der sich selbst so vorstellt: „1986 stellte ich in Leipzig einen „Ausreiseantrag mit Entlassung aus der DDR-Staatsbürgerschaft“. Von nun an begann für mich die Zeit des Wartens. Meinen Freunden verheimlichte ich meine Entscheidung nicht. Es ging mir nun darum, eine Verbindung aufzubauen zwischen Menschen, denen Meinungsfreiheit ein Herzensanliegen ist. Eine Lesung, die ich bei mir zu Hause organisierte, wo Peter Grimm und ich die Oppositionszeitung „Grenzfall“ vorstellten, war der Auftakt einer fruchtbaren Kooperation zwischen Ost-Berlin und Leipzig. Es kam zu regelmäßigen Treffen. Wir suchten geeignete Räumlichkeiten oder struktierten den Ablauf der Veranstaltung. Am 24. Mai 1987 war es soweit: Im Keller der Leipziger Michaeliskirche präsentierte sich unsere Arbeitsgruppe „Menschenrechte“ erstmals in der Öffentlichkeit. Die Performance: „Ich bin soo frei!! – Das Menschenrecht Meinungsfreiheit im Gespräch“ fand große Resonanz. Mehr konnte ich nicht persönlich mit verfolgen: Das Regime erwirkte 1987 meinen „Umzug“ (Grenzbeamtenjargon) nach West-Berlin. Und plötzlich war ich in Marienfelde.“
Weitere Informationen:
https://www.zeitzeugenbuero.de/index.php?id=detail&tx_zrwzeitzeugen_zeitzeugen%5Buid%5D=176&tx_zrwzeitzeugen_zeitzeugen%5Bcontroller%5D=Zeitzeugen
Für die teilnehmenden Schüler*innen ein spannender Vormittag mit den Ereignissen der neueren Geschichte, die aber für eine heute 16 Jährigen schon lange zurück liegt. Die Schüler*innen der 11. Klasse werden wie bereits in den vergangenen Jahren an der Feier zum Tag der Deutschen Einheit am 27. September einen eigenen Beitrag gestalten.
10.08.2018/gh