Beim Tag der offenen Tür kann das Litauische Gymnasium bei vielen Besuchern punkten (Lampertheimer Zeitung)


Nur mit Schutzbrille: Arvid, Joel zaubern in Chemiesaal bunte Flammen herbei (Foto: T.Gutschalk)
Nur mit Schutzbrille: Arvid, Joel zaubern in Chemiesaal bunte Flammen herbei (Foto: T.Gutschalk)

Informationsquelle – Lampertheimer Zeitung:
HÜTTENFELD – Anna-Kathrin Wild zeigt sich selbst ganz begeistert. Pünktlich zum Tag der offenen Tür wurde eines der Mikroskope im NaWi-Raum mit einer Kamera versehen. So werden die Objekte unter der Linse nicht nur für den augenkneifenden Betrachter riesengroß, sondern auch für alle anderen Besucher. Die Lehrerin für Naturwissenschaften hält ein Stück Zwiebel unter das Vergrößerungsgerät und staunt über die Muster, die auf die Leinwand neben der bewährten grünen Tafel geworfen werden. „Was dadurch im Unterricht alles möglich ist.“ Kinder, Eltern und andere Lehrer schauen neugierig dabei zu, auf welch wundersame Weise die digitalen Medien Einzug ins Klassenzimmer halten. „Es ist toll, wenn man moderne mit klassischen Methoden verbinden kann“, erklärt Wild.

Neues trifft auf Vertrautes, Zukunft auf Vergangenheit: Beim Tag der offenen Tür nehmen viele Besucher das Litauische Gymnasium genauer unter die Lupe. Schüler zeigen den Eltern einmal in aller Ruhe „ihre“ Schule, neugierige Bald-Fünftklässler inspizieren ihre mögliche neue Lernheimat und blicken den Großen schon mal vorab über die Schulter. Workshops, Musikauftritte und Dia-Vorträge: Geboten wird den Besuchern am Schnuppersamstag allerhand.

Bilder von verschlafenen Häfen im Morgennebel und Nahaufnahmen vom frischen Tau, der an Tannennadeln abperlt. Justinas Gecas und Gabriele Mileikaite heißen die Gäste vorm Schlosssaal mit einer Fotoausstellung willkommen. Im Saal selbst dagegen ist in den frühen Stunden fast kein Durchkommen mehr. Traditionelle Tänze werden in litauischen Gewändern aufgeführt. Geordan Gesink, Marc Breithaupt und Frederik Nader treten als Schulrockband auf, Emilia Semesaite und Band covern James Arthur, Gabriele Mileikaite und Jana Kunt Schwingen die Becher zu „Pitch Perfect“.

Eben noch auf der Bühne, steht Jana Kunt schon wieder im neuen Schulkiosk „All In“ und bietet Süßigkeiten, Sandwich und Getränke an. „Es gibt in Hüttenfeld wenige Einkaufsmöglichkeiten. Aber die Schüler sollen nicht zur Tankstelle laufen“, erklärt sie die Verpflegung vor Ort. Die wird beim Präsentationstag ohnehin großgeschrieben. Neben einem Einblick in die hauseigene Kantine und das Internat bekommen die Gäste unter anderem bei den Fünftklässlern Waffeln angeboten.

Nicht nach warmen Süßspeisen, dafür aber nach heißen Experimenten riecht es bei den Naturwissenschaftlern. Während Anna-Kathrin Wild mit dem High-Tech-Mikroskop auch beim Litauischen Gymnasium das digitale Zeitalter einläutet, gibt Holger Schäfer den ganz klassischen Chemielehrer. Mit weißem Kittel, blauen Handschuhen, Schutzbrille und Bunsenbrenner ausgestattet, zieht er vor allem die jungen Schüler in den Bann. Silas, Mika und Fridtjof tauchen kleine Stäbchen zunächst in Wasser, dann in Natrium-, Strontium- und Bariumpulver bis der Brenner rote, grüne und gelbe Flammen speit.

Dass Tulpen in Tintenwasser auch blaue Flecken an den Blüten bekommen, erklärt dagegen Dr. Anka Weber. Auch die Fächer Geschichte, Sport, Kunst oder Mathematik werden auf lebendige Weise präsentiert. Dass eine Schule aber weit mehr als das Vermitteln von Unterrichtsstoff ist, verdeutlichen Judith Hörl und Volker Ehret vom Elternbeirat. Gemeinsam lesen sie einen Brief von Hörls Tochter Julia vor, die derzeit in den USA an einem Austauschprogramm mitmacht. „Wir sind eine außergewöhnliche Schule, weil wir verschiedene Kulturen gemeinsam leben“, schreibt die Elftklässlerin.

Familiäre Strukturen, kleine Klassen mit großem Engagement, so hat auch Laima Lipschis das Litauische Gymnasium in Erinnerung. „Vor 20 Jahren habe ich hier mein Abitur gemacht. Es ist natürlich sehr emotional, die alten Klassenräume wieder zu sehen“, sagt sie. Hüttenfeld und die Schule, das fühle sich immer noch nach Heimat an. „Es ist keine 0815-Schule. Die kulturelle Mischung ist gut für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit“, betont Lipschis. Daran hat sich wohl auch zwanzig Jahre später nichts geändert.

Von Marco Partner, Lampertheimer Zeitung

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