Am Freitag, dem 11. November nahmen die Schüler*innen der Klassen 10 bis 13 im Rahmen eines Projekttages (Organisation: Frau Irena Sattler) an einer Veranstaltung mit Lesung zum Thema „Litauische Literatur in deutscher Übersetzung“ (Betreuung Dr. Gabriele Hoffmann) teil.
Dr. Claudia Sinnig, Übersetzerin und Autorin, führte die Schüler*innen in litauische Gedichte und Prosatexte ein. Sie berichtete von ihrer Tätigkeit als Übersetzerin und dem Bemühen, dem Dichter, dem Schriftsteller in der Übersetzung nahe zu kommen. Das sei oftmals eine langwierige Angelegenheit. Dabei sei es ihr auch wichtig, dass die Werke nicht als „Eintagsfliegen“ in geringer Auflage in Deutschland verlegt würden, sondern in renommierten Verlagen wie z.B. u.a. beim Suhrkamp-, Insel- oder Claasen – Verlag. Damit erhielt die litauische Literatur auch in Deutschland eine gewisse Nachhaltigkeit und würde in den großen Zeitungen besprochen und damit zahlreiche Leser*innen finden.
Dr. Sinnig schlug zunächst den Bogen zur litauischen Geschichte. Viele litauische literarische Texte seien verständlicher, wenn man den historischen Kontext kenne. In der Literatur orientierten sich die Ideen der Litauer von sich selbst, von Europa und der Welt und seien damit durchaus nicht nur in die Vergangenheit, sondern auch in die Zukunft gerichtet. Als Beispiel nannte sie das Werk „Matilda“ von Matilda Olkinaitė. Dort schreibt in Zeiten des Holcausts – ähnlich wie in „Das Tagebuch der Anna Frank“ – das jüdische Mädchen Matilda in einem Tagebuch ihre Gedanken in Prosa und Gedichten nieder. Sie erzählt von Zugewandtheit und Liebe in ihrer Kindheit und schöpft daraus Resilienz in den schweren Zeiten der Verfolgung.
Auch der von ihr zum Lesen empfohlene Roman von Antanas Škėma „Das weiße Leintuch“ ist besser zu verstehen, wenn man die litauische Geschichte kennt. Weiterhin las Claudia Sinnig eindrucksvoll aus kurzen Gedichten von Tomas Venclova und Eugenijus Ališanka.
In einem abschließenden Gespräch tauschte man sich über die literarischen Vorlieben der Schüler*innen und den schulischen Literaturkanon aus, der zumindest in der gymnasialen Oberstufe neben den Pflichtlektüren für das Abitur kaum Raum lässt für Weltliteratur.
Insgesamt ein sehr eindrucksvoller Vormittag mit vielen literarischen Anregungen. Einige vorgestellte Werke werden unsere Bücherei bereichern und warten dort darauf, gelesen zu werden.
GH