LITAUISCHES GYMNASIUM Feier zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeit des Baltikumstaates


Atkurtai Lietuvai – 100! Vasario 16-osios gimnazija. (Foto: M. D. Schmidt)
LITAUISCHES GYMNASIUM Feier zum 100. Jahrestag der Unabhängigkeit des Baltikumstaates (Foto: M. D. Schmidt)

HÜTTENFELD – „Su gimimo diena lietuva“ – Alles Gute zum Geburtstag, Litauen! Am Freitag feierte der südlichste der drei europäischen Baltikumstaaten 100-jährige Unabhängigkeit. Auch am litauischen Gymnasium in Hüttenfeld wurde deshalb ausgelassen gefeiert. Während die Schüler mit Konzerten, Kunstausstellungen und Basteleien der Geschichte des Landes gedachten, sprachen der Abgeordnete des litauischen Parlaments, Zygimantas Pavilionis, und die Vorsitzende des Litauisch-Deutschen Forums, Gabrielė Gylytė-Hein, in der Schul-Aula in ihrer Landessprache über Entwicklungen und Bestrebungen. Schulleiterin Janina Vaitkienė freute sich über den hohen Besuch.

„Wir können viel von Deutschland übernehmen und sind dankbar, in das System integriert zu sein.“
Janina Vaitkienė, Schulleiterin

Es war ihnen eine Herzensangelegenheit: Am 16. Februar 1918 verkündete Litauen die Unabhängigkeit. Grund genug für die rund 215 Gymnasiasten in Hüttenfeld, mit Liedern und Bildern an die Geschichte der ehemaligen Sowjetrepublik zu erinnern. „Unsere Schüler sollten Litauen malen. Daraus haben wir eine tolle Ausstellung gemacht“, erklärte die stolze Schulleiterin Janina Vaitkienė. Auch Grußkarten hatte man gemeinsam geschrieben und Bänder in den Flaggen-Farben Gelb, Grün und Rot durch die Flure gespannt. „Wir haben uns auch gemeinsam einen Film über das Land angesehen. Und Musiklehrer Gintaras Ručys und Tanzlehrerin Audronė Ručienė haben mit ihren Klassen klassische Volkslieder und -tänze vorbereitet“, so Vaitkienė. Die Kultur Litauens auch in der Wahlheimat zu leben, das ist der litauischen Gemeinde sehr wichtig. An der Schule haben rund ein Drittel aller Schüler litauische Wurzeln: „Die sollen viel über das Land ihrer Eltern lernen“, findet die Schulleiterin. Trotzdem geschehe natürlich alles im Zeichen der Integration: „Wir können viel von Deutschland übernehmen und sind dankbar, in das System integriert zu sein“, fuhr Janina Vaitkienė fort.

Dieser Meinung waren auch die Gastredner, die von den Bestrebungen des Litauisch-Deutschen Forums berichteten. Im Jahr 2006 gegründet, hat man sich hier nämlich der Förderung der politischen, wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und kulturellen deutsch-litauischen Beziehungen und direkter Kontakte auf verschiedenen Ebenen verschrieben.

Gemeinsames Arbeiten am vereinten Europa

Außerdem arbeite man gemeinsam an der Idee des vereinten Europa und der Förderung der Integration der Staaten des Ostseeraums. „Das ist ganz entscheidend. Früher hat sich Litauen hauptsächlich an Amerika orientiert. Heute schaut das Land vielmehr auf Deutschland – also Berlin und Frankfurt“, übersetzte die Schulleiterin den Vortrag und verwies damit auf die geschichtliche Verbindung: Das erste litauische Buch wurde in Preußen gedruckt, und Namen wie Simon Dach, Thomas Mann oder Johannes Bobrowski sind eng mit der Kultur beider Länder verknüpft.

Aber es gebe auch kritische Punkte in der 100-jährigen Geschichte. „Etwa die Beteiligung am Holocaust“, erklärt Vaitkiené. Davor wolle man aber nicht die Augen verschließen – im Gegenteil: „Wir müssen darauf aufmerksam machen, dass sich die Gräueltaten nicht wiederholen“. Zum Geburtstag sei man nun erst einmal froh, dass Litauens Situation wirtschaftlich wie auch politisch als Mitglied von EU, NATO und Eurozone so gut wie noch nie ist. „Das Land ist auf einem guten Weg. So soll es weitergehen!“, übersetzte die Schulleiterin die Ansprache von Pavilionis weiter. Dafür wolle man von Deutschlands dualem Schulsystem abschauen. Die jungen Leute sollen frühzeitig an einen Beruf herangeführt werden. Immerhin sei man in Litauen gerade im Finanzwesen und im Bereich IT sehr fortschrittlich. „Litauen hat das schnellste Internet“, meinte Janina Vaitkienė. Auch künftig will man am Gymnasium über die Arbeit des Lietuvos Vokietijos forumas berichten. „Vielleicht wollen sich unsere Schüler ja auch mal engagieren. Das würde mich sehr stolz machen“, erklärt die Leiterin.

Von Meike Paul, „Lampertheimer Zeitung“, 17.02.2018

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